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News: Plazenta: mangelhaft

Wer sich ein Baby vorstellt, hat meist einen wohlgenährten Wonneproppen vor Augen, der mit seinen Speckärmchen- und beinchen fröhlich herumwirbelt. Doch nicht alle Kinder, die nach einer Bilderbuchschwangerschaft termingerecht zur Welt kommen, sind so proper.
40 Wochen hat das Ungeborene Zeit und Muße, im Fruchtwasser herumzuplantschen, ohne einen Gedanken an die Nahrungsaufnahme zu verschwenden. Mama sorgt schon für alles. Und so ist es normalerweise auch, denn in einem ausgeklügelten System teilt die Schwangere bereitwillig Sauerstoff, Essen und Vitamine mit ihrem kleinen Parasit und nimmt sich sogar seiner Abfälle an.

Verantwortlich für diesen lebensnotwendigen Austausch ist die Plazenta, die sich in den ersten drei bis vier Wochen der Schwangerschaft aus der Gebärmutter bildet. Auch der Fötus beteiligt sich am Aufbau der Plazenta und steuert mit dem so genannten Trophoblasten seinen Teil zur umfassenden Versorgung bei. So erhält das Ungeborene normalerweise alles, um sich genug Speckpolster anzufuttern.

Aber nicht alle Kinder kommen mit rundlichen Bäckchen auf die Welt. Nicht nur Frühgeborene, denen im Mutterleib nicht genug Zeit zum Aufbau der Fettpölsterchen blieb, sondern auch so manches termingerecht im zehnten Monat geborene Kind hat zu wenig auf den Rippen. Bringt ein Neugeborenes weniger als 2500 Gramm auf die Waage, spricht man von einer Mangelgeburt. Diese Kinder haben einen denkbar schweren Start ins Leben, da ihnen der frühe Tod mit höherer Wahrscheinlichkeit droht als ihren normalgewichtigen Altersgenossen.

Doch warum leistet die Plazenta nicht genug, um diesen Kindern das nötige Wachstum zu ermöglichen? Dieser Frage gingen Michael Connor und sein Team vom Institute of Medical Genetics gemeinsam mit Gordon Smith, beschäftigt an der University of Cambridge, in einer Studie nach. Hierzu nahmen sie bei 4288 Frauen – die sich alle in der achten bis zwölften Schwangerschaftswoche befanden – Blut ab und untersuchten das Serum auf zwei mögliche Verdächtige.

Zum einen ermittelten sie die im Blut befindliche Konzentration des so genannten pregnancy associated plasma protein-A (PAPP-A), das von der Plazenta abgegeben wird, zum anderen richteten sie ihr Augenmerk auf das Schwangerschaftshormon Choriogonadotropin (HCG). 30 Wochen nach der Blutentnahme bei den Müttern mussten dann die Neugeborenen dann auf die Waage. In die Studie einbezogen wurden allerdings nur jene Kinder, die termingerecht und durch eine spontane Geburt – also ohne Kaiserschnitt – auf die Welt kamen.

Hierbei zeigte sich ein Zusammenhang zwischen der frühen Konzentration des Proteins PAPP-1 und dem späteren Geburtsgewicht. Das Schwangerschaftshormon HCG allein scheint dafür keine Rolle zu spielen.

Doch wieso hat die Menge von PAPP-1 einen Einfluss auf das Wachstum der Ungeborenen? Entscheidenden Anteil daran, wie groß jemand werden kann, haben Stoffe aus der Gruppe der Insulin-ähnlichen Wachstumsfaktoren. Aber die Hormone können nicht agieren, wie sie wollen, da sie durch spezielle Bindungsproteine in der Ausübung ihrer Tätigkeiten gehindert werden. Diesen Hemmschuh entfernt nun PAPP-1, indem er den ungewollten Partner kurzerhand zerschneidet. Zurück bleibt ein freier Wachstumsfaktor. Hat die Schwangere nun im ersten Drittel ihrer Schwangerschaft nur wenig PAPP-1 zu bieten, bleiben die so dringend nötigen Wachstumsfaktoren gebunden und somit untätig. Ein mangelhaftes Kindswachstum ist folglich vorprogrammiert, zeichnet sich allerdings erst in den folgenden beiden Schwangerschaftsdritteln ab.

Und so scheinen die dünnen Kleinen aufgrund einer mangelhaft arbeitenden Plazenta die gewünschten Gardemaße nicht zu erreichen. Offen bleibt die Frage, ob ihr bei rechtzeitigem Entdecken vielleicht auf die Sprünge geholfen werden könnte.

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