News: Der Rockstar und der Raubsaurier
Im Verlaufe der letzten Jahre haben Wissenschaftler in Madagaskar immer
wieder neue und überraschende Fossilien gefunden. Die Überreste eines
kleinen Raubsauriers aus der späten Kreidezeit kamen vor einiger Zeit ans
Tageslicht. Masiakasaurus knopfleri besaß ein überaus merkwürdiges Gebiss, mit
dem er seine Beute aufspießen konnte. Benannt ist er übrigens nach Mark
Knopfler, dem Sänger der Gruppe Dire Straits.
Madagaskar war einst ein Teil des Gondwana-Kontinents, der in der Kreide – zur Blütezeit der Saurier – in mehrere Stücke zerbrach. Eine Zeitlang hatten die Landmassen noch Verbindung untereinander, aber es ist umstritten, wie lange diese Landbrücken bestanden. Die Verbreitung von Sauriern könnte in dieser Frage die entscheidenden Hinweise liefern.Scott Sampson von der University of Utah und seine Kollegen haben jetzt die Überrreste
eines fleischfressenden Sauriers in Madagaskar beschrieben. Masiakasaurus knopfleri war ein bis zwei Meter groß und wog ungefähr
35 Kilogramm, soviel wie ein Schäferhund. Der Theropode besaß ein sehr eigenartiges
Gebiss: Der erste Zahn des Unterkiefers zeigt fast waagrecht nach vorne, die folgenden
weisen zunehmend noch oben. Aber auch die Zähne selbst sind einzigartig. Während die
Backenzähne – so wie es für die Theropoden typisch ist – abgeflacht und gezackt sind,
besitzen die konisch geformten Vorderzähne Spitzen mit Widerhaken. Eine solche
Differenzierung kannte man bei dieser Sauriergruppe bisher noch nicht, normalerweise
haben Theropoden einheitliche Zähne im vorderen und hinteren Teil des Kiefers. "Als wir
den ersten Unterkiefer ausgruben, waren wir gar nicht sicher, ob er überhaupt zu einem
Dinosaurier gehörte. Erst durch Vergleiche mit anderen fleischfressenden Sauriern kamen
wir dahinter, wie dieser Unterkiefer einzuordnen ist", erklärte Sampson.Zur gleichen Zeit lebte auch der sieben bis neun Meter große Majungatholus auf
Madagaskar. Er war dort das größte Landraubtier und jagte die pflanzenfressenden
Sauropoden. Wovon sich Masiakasaurus ernährte, ist weniger klar. Von einigen
Spitzmäusen und südamerikanischen Beuteltieren, die eine vergleichbare Zahnstellung
besitzen, weiß man, dass sie Insekten und andere Beutetiere mit den Vorderzähnen
aufspießen. Deswegen vermuten die Wissenschaftler, dass die Vorderzähne von
Masiakasaurus ebenfalls dazu dienten. Als Beutetiere kämen Insekten, Fische, Eidechsen,
Schlangen und kleine Säugetiere in Frage.Masiakasaurus und Majungatholus gehören beide zur Gruppe der Abelisauroiden, die nur
auf der südlichen Halbkugel zu finden ist. Wahrscheinlich sind sie mit räuberischen
Sauriern verwandt, die man in Argentinien und Indien gefunden hat. Die Funde deuten auf
eine – bisher unbekannte – Ausbreitung dieser Gruppe von kleinen Raubsauriern am Ende
der Kreidezeit auf der Südhalbkugel hin. Die bekannte geographische Verbreitung der
Abelisauroiden stimmt mit der kürzlich vorgeschlagenen Hypothese überein, dass die
Landmassen des Gondwana-Kontinents ihre Verbindung bis in die späte Kreidezeit
behielten – also wesentlich länger als gedacht.
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