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Achtbeiner: Satans Vogelspinne ist kaum entdeckt und schon bedroht

Neue Arten zu beschreiben, ist oft ein Wettlauf gegen die Zeit, weil ihre Lebensräume zerstört werden. Dieses Schicksal teilen auch neu beschriebene Vogelspinnen aus Ecuador.
Baumvogelspinnenart vor grauem Hintergrund: Das Tier selbst ist ebenfalls dunkel gefärbt.
Psalmopoeus satanas hat ein für Vogelspinnen nicht unbedingt sanftes Gemüt, was zu ihrem lateinischen Namen beigetragen hat.

Manchmal braucht es das Glück des Augenblicks, um eine unbekannte Tierart zu entdecken – wie bei der Baumvogelspinnenart Psalmopoeus satanas aus Ecuador: Der Biologe Roberto León-E von der Universidad San Francisco de Quito bemerkte sie auf einem Bambuszaun im Örtchen San José de Alluriquín an der westlichen Abdachung der Anden, sammelte sie ein und bemerkte bei der genaueren Untersuchung, dass es sich um eine bis dahin unbeschriebene Vogelspinne handelt. Zusammen mit einer zweiten Art namens Psalmopoeus chronoarachne vermerken León-E und sein Kollege Pedro Peñaherrera-R. die Erstbeschreibungen in der Zeitschrift »ZooKeys«.

Die »satanische« Vogelspinne verdankt dabei ihrem Namen ihrem wenig sanften Gemüt, wie die Biologen erzählen: Sie verhielt sich in der Obhut des Instituts aggressiv und griff immer wieder Mitarbeiter an, wenn diese die Spinne untersuchen oder füttern wollten. Und auch bei der Erstbeobachtung wurde sie ihrem Artnamen gerecht: Sie nahm sofort eine Verteidigungsstellung ein, bevor sie sich zur Flucht entschloss. »Ihre Bewegungen waren so schnell, dass wir sie fast nicht sehen konnten«, sagt León-E.

Psalmopoeus chronoarachne wurde ebenfalls in den westlichen Anden aufgespürt, wo sie wahrscheinlich Bäume im Bergwald bewohnt. Ihr Artname setzt sich aus den griechischen Begriffen für Zeit und Spinne zusammen und soll auf die Gefährdung der Art hinweisen. Sie wurde womöglich gerade noch rechtzeitig wissenschaftlich entdeckt, bevor ihr Lebensraum durch legalen wie illegalen Bergbau und Landwirtschaft zerstört wird – Gefahren, die auch ihre Verwandte Psalmopoeus satanas bedrohen. In beiden Regionen gibt es bislang keine Naturschutzgebiete, in denen Populationen der Achtbeiner überleben könnten. Die zwei Arten gelten deshalb bereits als vom Aussterben bedroht. Sie unterscheiden sich von verwandten Arten durch ihr Aussehen, vor allem aber durch Unterschiede ihrer Geschlechtsorgane, die charakteristische Merkmale aufweisen.

Da Vogelspinnen beliebte Terrarientiere sind, könnte sich zudem illegaler Handel zum Risiko auswachsen. Sogar bislang wissenschaftlich noch gar nicht beschriebene Arten gelangen in Umlauf, wobei seltene oder besonders attraktive Arten sehr begehrt sind. Die elektrisierend blaue Vogelspinne Chilobrachys natanicharum aus Thailand etwa war schon länger im Zoohandel, bevor Wissenschaftler sie erfassten. Auch die beiden ecuadorianischen Biologen mussten diese Erfahrung machen: »Während wir einen anderen Artikel veröffentlichten, haben wir festgestellt, dass die von uns beschriebene Art Neischnocolus cisnerosi bereits im illegalen Tierhandel angeboten wird«, sagt Pedro Peñaherrera-R.

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