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Verhaltensforschung: Wildpferde töten fremde Fohlen

Frei lebende Pferde attackieren offenbar gelegentlich nicht selbst gezeugten Nachwuchs ihrer Herde, um den eigenen Genen Vorteile zu verschaffen, berichtet Meeghan Gray von der University of Nevada in Reno. Solche Versuche der Kindstötung von fremden Jungtieren kommen bei einigen Säugetieren gelegentlich vor, sind bei Pferden in freier Wildbahn aber bislang nie beobachtet worden.

Gray hatte bei Routinebeobachtungen einer Wildpferdherde (Equus caballus) aus zwei Hengsten und Stuten sowie mehreren Jungtieren die Attacke eines dominanten Männchens auf ein gerade geborenes, noch nicht aufgestandenes weibliches Fohlen bemerkt. Das Jungtier wurde sogleich durch die herbeieilende Mutter verteidigt und überlebte die Attacke. Genetische Analysen zeigten, dass das Neugeborene nicht vom Hengst abstammt.

Kindestötungen nützen den Aggressoren bei der Verbreitung ihrer Gene, wenn sie gezielt nur den Nachwuchs von Konkurrenten töten und durch eigene Nachkommen ersetzen. Sie kommen etwa bei Löwen vor, wurden aber auch schon bei sozial lebenden Pflanzenfressern wie dem Zebra oder Rehen beschrieben. Auch domestizierte Pferde zeigen das Verhalten gelegentlich, bislang war aber nicht klar, ob dies vielleicht bloße Folgen einer unnatürlichen Haltung sind. Gray vermutet nun, dass Infantizid auch bei Pferden ein Mittel zur Stabilisierung sozialer Hierarchien ist. (jo)

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  • Quellen
Gray, M. E.: An infanticide attempt by a free-roaming feral stallion (Equus caballus). In: Proceedings of the Royal Society Biology Letters 10.1098/rsbl.2008.0571, 2008.

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