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Intelligenzforschung: Dominante Chefs beeinträchtigen Gruppenleistung

Gruppendynamik
Teamwork ist groß in Mode, und daher stellt sich auch die Frage, wie sich die Leistung von Gruppen steigern lässt. Anita Williams Wolley von der Carnegie Mellon University und ihre Kollegen haben nun drei Faktoren gefunden, die entscheidend das Arbeitsergebnis beeinflussen. Diese bestätigen, dass gutes Miteinander wichtiger ist als herausragende Intelligenz oder Dominanz Einzelner.

Die Forscher hatten überlegt, ob es für Gruppen analog zu Individuen eine "allgemeine" Intelligenz gibt. Sie ließen daher gemischte Teams unterschiedlicher Größe eine Reihe von klassischen Aufgaben absolvieren – wie Puzzles lösen, Brainstorming, kollektive moralische Entscheidungen treffen oder über begrenzte Ressourcen verhandeln. In den Ergebnissen fanden sie keinen Zusammenhang mit der durchschnittlichen Intelligenz aller oder der maximalen Intelligenz einzelner Teilnehmer.

Dafür deckte die statistische Analyse tatsächlich einen Faktor auf, der etwa 40 Prozent der Varianz in den Ergebnissen bestimmt – und der damit als "kollektive Intelligenz" gelten könnte. Dieser Faktor war negativ korreliert mit einer einseitigen Gesprächskultur: Wurde der mündliche Austausch von einem oder wenigen dominiert, schnitten die entsprechenden Gruppen schlechter ab. Je ausgeglichener also die Diskussion, desto erfolgreicher das Team. Weiterhin spielte die Zahl der Frauen in der Gruppe eine Rolle, wobei diese mit der dritten Einflussgröße (und der einzigen statistisch signifikanten) zusammenhängt: die mittlere soziale Sensibilität, die die Forscher mittels Augentest nach Simon Baron-Cohen erfassten. Hier bewiesen die Frauen generell mehr Einfühlungsvermögen, weshalb Teams mit hohem Frauenanteil einen entsprechenden Vorsprung hatten.

Doch natürlich förderten auch Männer mit guter sozialer Kompetenz die Gruppenleistung, betonen die Wissenschaftler: Sie hatten ihr Experiment nicht als Gender-Studie angelegt; der Fraueneffekt habe sie selbst überrascht. (af)

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  • Quellen
Williams Woolley, A. et al.: Evidence for a Collective Intelligence Factor in the Performance of Human Groups. In: Science 10.1126/science.1193147, 2010.

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